Möge man wohl denken, der Stubaier Gletscher sei ein Skigebiet wie jedes andere. Der vergangene Freitag hat allerdings Gegenteiliges bewiesen. Nach traumhaften Skiabfahrten bei Sonnenschein und frischem Pulverschnee probierten wir mal ganz was anderes aus: Eisklettern am Eiskletterturm Stubaier Gletscher.
Die letzte Abfahrt zu Mittag führte uns von oben hin zum Gamsgarten, direkt bis vor den massiven Turm aus Eis. Respektvoll werfen wir einen Blick hinauf, das türkise Eis glänzt in der Sonne. Kaum angekommen, kommt uns schon der Bergführer Christoph entgegen. Er und seine Kollegen von Stubai Alpin bieten hier wöchentlich ein Schnupper-Eisklettern an. Nach einer netten Begrüßung und Vorstellung unseres Bergführers und Kursleiters folgt eine kurze Erklärung über den Ablauf der nächsten 1,5 Stunden.
Zuerst werden wir mit einem Klettergurt ausgerüstet, welchen wir ganz unkompliziert über die Skihose anziehen können. Dieser bietet uns später die Möglichkeit, dass Christoph uns beim Seil einhängen und so auch beim Klettern sichern kann. Als nächstes werden Steigeisen an die Skischuhe montiert. Dabei ist es wichtig, zuerst die richtige Sohlenlänge einzustellen. Christoph hilft uns dabei. Sobald die Steigeisen gut am Schuh sitzen, ist noch darauf zu achten, dass das Körbchen (der vordere Teil des Steigeisens) gut sitzt und die Schnur fest genug zugezogen wird. Was natürlich auch nicht fehlen darf ist ein Kletterhelm. Dieser schützt vor kleinen Eisteilen, welche immer mal herunterfallen können, wenn man den Pickel ins Eis schlägt. Natürlich kann es auch passieren, dass man während dem Klettern wo anstößt, aber mit unserer Ausrüstung sind wir bestens geschützt.
Bestens ausgerüstet nähern wir uns nun dem Eisturm. Zu aller erst erklärt uns Christoph die richtige Geh- und Steigtechnik mit den Steigeisen. Wichtig dabei ist, dass man immer mit der gesamten Fußfläche auftritt, um möglichst alle Zacken in den Schnee oder das Eis zu bringen. Wir versuchen, an einer steilen, aber nicht senkrechten Stelle am Fuße des Kletterturms auf und ab zu gehen. Dabei müssen wir besonders darauf achten, dass beim Queren immer der untere Fuß leicht nach unten schaut, um den Grip im Eis so optimal zu nutzen. Beim Hinabgehen versuchen wir, in die Knie zu gehen und unser Gewicht nach hinten zu verlagern. Ein paar Mal geht es rauf und runter bis wir in kurzer Zeit schon recht sicher mit den Steigeisen unterwegs sind.
Tipp: Achtet immer auf eine breite Schrittstellung, ansonsten habt ihr schnell ein Loch in der Hose
Zunächst wechseln wir auf die Rückseite des Turms, wo auch der untere Teil schon senkrechtes Eis darstellt. Hier zeigt uns Christoph nun die Technik, welche man für den Umgang mit den Eisgeräten, auch Eispickel genannt, benötigt. Diese sind grundsätzlich leicht gebogen, um einen optimalen Winkel für einen perfekten Halt im senkrechten Eis herzustellen. Ganz unten haben sie einen gummierten Griff, an dem man sich auch mit Handschuhen perfekt halten kann. Unser Bergführer Christoph demonstriert das „setzten“ der Pickel im Eis und schlägt gleich sechs Eisgeräte in die Wand. Nun sind wir an der Reihe. Wie in einem kleinen Parcours handeln wir uns von links entlang der Pickel nach rechts. Da heißt es erst mal Vertrauen in das Gerät aufzubauen. Nach einigen Durchläufen sind wir bereits recht sicher unterwegs.
Jetzt geht es so richtig ans Klettern. Christoph zeigt uns noch die richtige Technikabfolge bevor wir loslegen. Dabei gilt es zuerst die zwei Eisgeräte recht hoch zu positionieren und ins Eis zu schlagen, so dass man einen guten Halt hat. Anschließend folgen die Beine. Mit diesen wird auf gleicher Höhe nachgestiegen, danach befindet man sich in einer Position wie etwa in einer Hocke. Mit gestreckten Armen und angewinkelten Beinen versuchen wir, entlang der Wand aufzustehen, bis dann wieder die Pickel in die nächst höhere Position gebracht werden. Gesagt, getan. Christoph hängt mich am Seil ein, wir machen einen Partnercheck, sprich wir kontrollieren ob alles richtig sitzt sowie eingehängt ist und die Knoten passen.
Dann kann es losgehen – sehr aufregend. Erstmal spaziere ich über den unteren Teil hinauf, der immer steiler wird, bis ich dann vor der senkrechten Eiswand stehe und einen nervösen Blick hinauf wage. Ob ich das wohl schaffe? Dann geht’s los. Zuerst die Eisgeräte, dann die Beine mit Steigeisen. Oft bieten sich bereits bestehende Löcher im Eis hervorragend an, um den Pickel hier nurmehr hinein zu „Legen“. So spart man sich Kraft und muss die Eisgeräte nicht bei jedem Schritt erneut mit ganzer Kraft in das Eis schlagen. Meter für Meter geht es hinauf auf den Eiskletterturm im Stubaital. Während dem Klettern fühle ich mich stets gut gesichert. Oben angekommen sind meine Arme schon ziemlich erschöpft, die Aussicht über den Stubaier Gletscher ist jedoch herrlich. Wow – ich habe es wirklich geschafft! Ich gebe dem Bergführer ein kurzes Zeichen und er beginnt mich wieder abzuseilen. Dabei ist es wichtig, sich mit den Beinen und viel Schwung vom Eiskletterturm abzustoßen. Herunten angekommen gibt es ein „High Five“ von Christoph und ein lachendes Gesicht von mir. Was für eine tolle Erfahrung.
Ihr fragt euch nun, wie ihr ebenso die Gelegenheit auf solch ein Erlebnis bekommt? Ganz einfach. Ein Schnuppereisklettern findet jeden Freitagnachmittag von Dezember Bis März statt. Auch außerhalb kann man über Stubai Alpin einen Kurs buchen. Die Anmeldung könnt ihr telefonisch unter +43 5226 3461 oder auch per mail an info@stubai-alpin.com durchführen.
Beim Eisklettern ist es essenziell, über die richtige Ausrüstung zu verfügen. Wenn ihr keine eigene Ausrüstung habt, ist das natürlich kein Problem. Bei unseren Kursen am Eiskletterturm Stubaier Gletscher gibt es von Stubai Alpin auch eine Leihausrüstung.
Zum Eisklettern wird auf jeden Fall folgende Ausrüstung benötigt: