Am heißesten Tag des Jahres wandern gehen? Aber ja! Denn nirgends lässt es sich der Hitze so gut entkommen, wie hoch oben am Berg. Also schnüren wir unsere Wanderschuhe, packen die Kraxe ein und gondeln hoch auf über 3.000m Höhe. Auf uns wartet eine erlebnisreiche Wanderung, bei der wir dem Wasser vom Gletscher bis ins Tal folgen.
Das Thermometer zeigt selbst an der Talstation der 3S Eisgratbahn bereits am frühen Vormittag knapp 20° an. Über 35° sollen es im Lauf des Tages in Tirol werden. „Wandern bei dieser Hitze?“ mag so manch einer nun denken. Doch wenn es im Tal drückend heiß ist, herrschen oben am Berg milde Temperaturen bei klarer Luft. Ein ideales Ausflugsziel für heiße Tage.
Für unsere zweijährige Tochter ist bereits die Fahrt mit der 3S Eisgratbahn und Schaufeljochbahn ein Erlebnis für sich – da ein Wasserfall, dort Schafe und dann auch noch Schnee im Sommer! Wir starten unseren Familienausflug an der Gipfelplattform Top of Tyrol auf 3.210m Höhe, einem der schönsten und eindrucksvollsten Aussichtspunkte Tirols. Der 360° Rundblick könnte an diesem sonnigen Tag nicht besser sein, mehr als hundert 3.000er haben wir von hier aus im Blick. Und können uns zugleich einen Überblick über den Verlauf unserer heutigen Wanderung verschaffen.
Wir wollen den Gletschersteig gehen und dem Lauf des Wassers am Stubaier Gletscher folgen. Dafür gondeln wir zurück zur Bergstation Eisgrat, unserem Ausgangspunkt der Wanderung. Zuvor aber muss unsere kleine Wanderin natürlich noch den Mammut Höhenspielplatz am Eisgrat erkunden und mutig das sechs Meter hohe Mammut hinabrutschen. Nun aber ab in die Wanderkraxe und los geht‘s! Wir orientieren uns an den Wegweisern in Richtung Dresdner Hütte und folgen zu Beginn den imposanten Gletscherschliffen und Moränen des Eisjoch Ferner. Hie und da passieren wir letzte Schneefelder, doch der Weg ist ohne nennenswerte Schwierigkeiten und mit festem Schuhwerk gut zu meistern. Immer wieder wechseln wir unsere Blickrichtung – vor uns die Gipfel des Stubaitals, hinter uns die kleiner werdende Gipfelplattform.
Wandern wir zu Beginn noch im Schnee, geht der Steig langsam über in Gestein, das von etlichen Wasserläufen durchzogen wird. Mit heller Begeisterung für unsere Tochter gilt es kleinere und größere Rinnsale zu queren, bevor wir nach etwa 2/3 der Tour am Speichersee Fernau ankommen. Hier legen wir Kraxe und Rucksack ab, machen es uns auf den einladenden Holzliegen gemütlich und genießen eine kleine Jause mit bestem Bergblick, bevor wir unsere Wanderung fortsetzen.
Dies entpuppt sich landschaftlich nach wenigen Gehminuten als abwechslungsreiche Überraschung, denn plötzlich wandern wir auf einem grünen Hochplateau, vorbei an einem kleinen See – und mitten durch eine Schafherde. Gar nicht so einfach, unsere Tochter hier wieder loszureißen. Die letzten Tiefenmeter unserer Tour führen uns auf einem gut begehbaren Pfad durch Almrosen und ständigem Blick auf die Dresdner Hütte und die Mittelstation Fernau. Unten angekommen, darf ein letzter Blick zurück nach oben natürlich nicht fehlen, bevor wir zurück ins Tal gondeln.
Ganz zu Ende ist unser Familienausflug jedoch noch nicht. Auf der Rückfahrt talauswärts stoppen wir am Parkplatz der Grawa Alm an der Gletscherstraße, um in nicht mal zehn Minuten Gehzeit den Grawa Wasserfall zu erreichen. Er gilt als der breiteste Wasserfall der Ostalpen und ist besonders jetzt, zu Beginn des Sommers, aufgrund der großen Wassermengen durch die Schneeschmelze ein eindrucksvolles Naturschauspiel. Wir machen es uns eine zeitlang auf den Liegen der Holzplattform gemütlich, genießen die erfrischende Luft und lassen unsere Kleine noch eine Weile mit großen Augen staunen, bevor wir zufrieden und müde von einem abwechslungsreichen Tag am Gletscher nach Hause fahren.
Fakten zur Wanderung
Tipp
Der Stubaier Gletscher ist nicht nur ein tolles Familienausflugsziel für heiße Tage, sondern bietet auch eindrucksvolle Wanderungen zu schönen Plätzen. Mit dieser Packliste bist du für einen Tagesausflug zum Wandern bestens ausgerüstet, fehlende Ausrüstung kannst du übrigens direkt vor Ort leihen.